Wer ein Bio- Ei kauft möchte oftmals damit das Tierwohl unterstützen. Was bedeutet aber Tierwohl konkret für ein Huhn? Hühner sind Laufvögel, die Haltung in Käfigen oder in Bodenhaltung ist diesem nicht wesensgemäß und muss als Tierquälerei eingestuft werden.

Bei der Freilandhaltung in Bioqualität müssen sich sechs Tiere einen Quadratmeter im Innenraum teilen (konventionelle Freilandhaltung: neun Hennen), zusätzlich muss der uneingeschränkte Zugang ins Freie mit vier Quadratmeter pro Tier zur Verfügung stehen. Die tatsächliche Zugänglichkeit und die Qualität dieser Freiflächen ist jedoch einigen Tierschutzorganisationen zufolge nicht zufriedenstellend und wird nur unzureichend kontrolliert. 2008 lag die durchschnittliche Sterberate in alternativen Haltungssystemen (Boden-, Freiland- und Biohaltung) bei 11,8%, auch eine Folge der zugelassenen maximalen Gruppengröße von 3000 Tieren in Biohaltung (6000 konventionell).

Die Frage, ob ein Huhn 1/6 oder 1/9 Quadratmeter zur Verfügung gestellt bekommt, zielt jedoch völlig am Wohl des Tieres vorbei denn dieses will sich bewegen, will Sonne und Regen spüren, frische Luft atmen und Würmer picken. Die Gruppengröße stellt ebenfalls ein wichtiges Kriterium dar: Hühner können bis zu 60 individuelle Artgenossen erkennen, größere Gruppierungen überfordern sie.

Als Verbraucher sollten Sie deshalb darauf achten, Bioeier von kleinen Betrieben zu kaufen. Leider schließt die EG- Bio- Norm keine Massentierhaltung aus, sodass auch wir als Bioladen gefordert sind, die Qualität unserer Lieferanten zu überprüfen um Ihnen die Bioqualität zu bieten, die Sie berechtigterweise erwarten.

In letzter Zeit ist neben dem Wohl des eierlegenden Tiers auch das Schicksal der Bruderhähne, also der männlichen Geschwister der Legehennen in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Diese Geschwister, die ja auf Grund ihres Geschlechts nicht zum Eierlegen geeignet sind werden aus Rentabilitätsgründen nicht aufgezogen sondern mit zum Teil grausamen Methoden direkt nach dem Schlüpfen entsorgt. Warum geschieht das?

Die Hühnerrassen sind sehr spezialisiert: es gibt eierlegende Rassen und Rassen zur Fleischproduktion aber keine Rasse, die für beides geeignet wäre. Die Alten Hühnerrassen sind klassische Zweitnutzungshühner, jedoch für kommerzielle Zwecke nicht geeignet da sie in der umsatzstarken dunklen Jahreszeit eine Legepause einlegen. Die Weiterzüchtung der Alten Rassen wurde im Zuge der Industrialisierung der Tierhaltung eingestellt, seither werden nur noch wenige Hochleistungsrassen weiterentwickelt. Heute liegt die Genetik der weltweit gezüchteten Geflügelrassen in der Hand dreier weltweit agierender Konzerne und es existiert nur eine Handvoll genetischer Linien die immer wieder neu kombiniert werden. Dadurch wird der weltweit vorhandene Genpool immer kleiner und es besteht mittlerweile die reale Gefahr, dass die über viele Jahrzehnte und Jahrhunderte gezüchteten Rassen vollständig verschwinden.

Die Anbauverbände Bioland und Demeter haben gemeinsam die Ökologische Tierzucht (ÖTZ) gegründet. Die ÖTZ arbeitet an der Züchtung robuster Rassen, die sich für die ökologischen Haltungs- und Fütterungsbedingungen besonders eignen und der Zucht eines Zweinutzungshuhns www.oekotierzucht.de  Auch mit dem Kauf von BioLadenEiern unterstützen Sie die Arbeit der ÖTZ mit einem Cent pro Ei.

Eine Brückenlösung bis zum Zweitnutzungshuhn ist die Aufzucht der männlichen Legehennenküken, der sogenannten Bruderhähne. Dieses ethische Engagement bringt bedeutende Kosten mit sich: Biofutter ist teuer und die Hähnchen setzen vergleichsweise wenig Fleisch an. Der Absatz von Biohähnchen ist generell eher schleppend und das zusätzliche Fleisch von (teuren) Bruderhähnen nur schwer zu vermarkten. Die Folge ist, dass die überwiegende Mehrheit der „geretteten“ Bruderhähne konventionell aufgezogen werden. Wer die Initiative dennoch guten Gewissens unterstützen möchte, kann z.B. zu Eiern und Bruderhahnprodukten vom Bauckhof greifen: hier werden die männlichen Tiere am eigenen Hof mit Biofutter großgezogen. Der Bauckhof ist ein Leuchtturmbetrieb für die ökologische Tierhaltung, Forschung und Weiterentwicklung der biologisch- dynamischen Landwirtschaft und ist als einer von zwei Betrieben in Deutschland in der ökologischen Tierzucht engagiert. Dies sind für uns gute Gründe, die Eier vom Bauckhof auch als nicht- regionale Alternative zu verkaufen.

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