Gemeinsam

Die menschengemachte Klimakrise ist ein Problem neuer Ordnung und lässt sich nicht so einfach mit bestehenden Instrumenten lösen. Man könnte sagen, dass wir zu erfolgreich waren in dem, was wir bisher getan haben: uns als Spezies erfolgreicher zu verbreiten als jede andere Art und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit als Mittel zur Armutsbekämpfung immer weiter voranzutreiben. Nun engen wir schon längst andere Arten ein, nehmen ihnen den Raum zum Leben, die Luft zum Atmen: die Artenvielfalt wird durch Rodung, wirtschaftliche Übernutzung und Achtlosigkeit immer weiter dezimiert. Gleichzeitig konnte die Armut der Menschen in den vergangenen Jahrzehnten stark reduziert werden: waren im Jahr 2000 noch 14,7% der Weltbevölkerung unterernährt, sind es heute (Stand der Zahlen 2017) trotz des Wachstums der Erdbevölkerung nur noch 10,9%: immer noch ein Skandal angesichts der Unmengen an Lebensmitteln die für Energiegewinnung oder Tiermast in den reichen Ländern Verwendung finden, dennoch ein beispielloser Erfolg.
Um den Problemen unserer Zeit zu begegnen müssen wir Verantwortung für unser Tun und die Auswirkung auf unsere Umwelt übernehmen: Das kann keiner von uns im Alleingang, das können wir nur gemeinsam. Politische Entscheidungen wie eine CO2- Steuer, das Verbot von Einwegverpackungen oder eine Düngemittelverordnung sind gut aber nicht ausreichend: sie zielen am Kern der Sache vorbei. Wir müssen alle unser Leben ändern, unsere Wertevorstellungen und unser Handeln. Das ist ein Kulturwandel und keine Sache von ein paar Gesetzen. Wer sich heute entschließt, umweltverträglich zu leben muss entschleunigen: weniger Reisen, weniger Außentermine, alles mit der Bahn und dem Fahrrad. Das kann im Fall eines Termins in Berlin den Unterschied ausmachen zwischen einem Tagestermin (morgens im Flieger hin, abends zurück) oder einem Drei- Tagestermin (am Vortag des Termins 8 Stunden mit der Bahn hin, am Tag danach 8 Stunden zurück). Weniger Verpackungsmüll erzeugt nur, wer weniger einkauft, Lebensmittel in großen Einheiten kauft (und verbraucht) und vor allem nicht online bestellt: ziemlich illusorisch das Ganze wenn man das in unser heutiges Leben hineindenkt.
Ich träume schon lange von einer Quartiersküche für jedes Viertel: Menschen, die gerne kochen bereiten Mahlzeiten zu für Menschen, die keine Zeit haben oder nicht gerne alleine essen. In jedem Viertel gäbe es so eine Begegnungsstätte: ich könnte heute bei meinem türkischen Nachbarn essen, morgen bei der schwäbischen Witwe und übermorgen mit dem hochbegabten Kuchenbäcker die Geburtstagstorte für das Fest am Wochenende backen. Was bringt das, abgesehen von der Geselligkeit? Bestenfalls bräuchte niemand mehr eigene Kücheneinrichtungen: Milllionen von Herden und Backöfen müssten gar nicht erst hergestellt werden und würden entsprechend nicht als Elektroschrott enden. Das Gleiche gilt für Waschküchen, die Nutzung von Fahrzeugen, Rasenmähern usw: die Sharing Economy ist die Antwort auf unseren Überkonsum weil hier hochwertige Güter nur in dem Maß hergestellt werden, wie sie tatsächlich genutzt werden.
Jeder, der einmal einen Gegenstand mit anderen geteilt hat weiß um die Probleme: wer hat den Rasenmäher kaputt gemacht? Wer kümmert sich um die Reparatur? Wer bezahlt? Das sind möglicherweise die Probleme, an denen der Sozialismus gescheitert ist. Wir Menschen können uns aber weiterentwickeln und das Überleben des Planeten liefert uns einen guten Grund dafür: fangen wir heute damit an!

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