Sind Bio- Kühe glücklich?

Bei der Milchviehhaltung kann man vieles richtig machen: Kühe sind soziale Tiere und leben am Liebsten in Herden. Wie jedes Lebewesen brauchen sie Bewegungsfreiheit und frische Luft: deswegen ist es wichtig, dass glückliche Milchkühe möglichst oft im Freien grasen können und ansonsten mit Heu gefüttert werden. Diese Fütterung ist Voraussetzung für den Erhalt der sogenannten „Heumilch“, die sich geschmacklich deutlich von der üblichen Milch von mit Silage gefütterten Kühen unterscheidet. Doch auch inhaltlich ist die Heumilch wertvoller: sie enthält u.a. sehr viel Omega- 3- Fettsäure, einer wichtigen essentiellen Fettsäure die eine wichtige Rolle im Zellstoffwechsel spielt und vom menschlichen Körper nicht selbst erzeugt werden kann.

Leider gibt es weder in der Bioverordnung noch bei den Anbauverbänden (Demeter, Bioland, Naturland, u.a.) entsprechende Vorschriften die gewährleisten, dass diese Regeln zwingend eingehalten werden. Auch bei Biokühen ist die Silagefütterung Standard: aus Kostengründen und aus Gründen der Bequemlichkeit: Silageballen lassen sich mit wenig Aufwand über längere Zeit im Freien lagern. Beim Heu gibt es sehr große qualitative Unterschiede, die sich vor allem von der Artenvielfalt der Heuwiese ableiten lassen: viele Heuwiesen sind Monokulturen, was problematisch für das Leben der Insekten, aber auch für die Gesundheit der Kuh ist. Auch der Zeitpunkt der Heuernte, das Trocknungsverfahren und die Lagerung machen hier große Unterschiede. Insgesamt ist die Fütterung mit Heu sehr kostenintensiv: es werden landwirtschaftliche Flächen für Heuwiesen, Lagerhallen und Trockenböden gebraucht und die Herstellung des Heus bindet Personal. Der Begriff „Heumilch“ ist nicht gesetzlich geschützt, daher erbringt der zusätzliche Aufwand kaum Mehrertrag. Der Landwirt, der seine Milchkühe mit Heu füttert, tut das aus Überzeugung -und die meisten Kunden erfahren nie etwas davon.

Kühe geben nur dann Milch wenn sie Kälbchen zu versorgen haben. Wer jemals erlebt hat, wie liebevoll die Mutterkühe ihren Nachwuchs umsorgen kann sich vorstellen, dass eine Trennung von Kuh und Kalb für beide Seiten sehr schmerzhaft ist. Bei der sogenannten „Muttergebundenen Kälberaufzucht“ bleiben die Kälber für mehrere Monate bei der Mutter, bei allen anderen Haltungsformen erfolgt die Trennung bereits nach wenigen Tagen und das Kälbchen wird aus einem Eimer statt von der Mutter versorgt. Warum tut man das den Tieren an? Auch hier geht es um zusätzlichen Aufwand der nicht entlohnt wird. Die Muttergebundene Kälberaufzucht wird vorwiegend von Vorzeigebetrieben praktiziert. Hier werden Besucher empfangen, die sich mit eigenen Augen davon überzeugen können, wie gut es den Milchkühen geht. Die Milch und die Milcherzeugnisse werden hier direkt vermarktet und der zusätzliche Aufwand wenigstens teilweise entgolten. Für die meisten Milchviehbetriebe ist diese Art der Kälberaufzucht aber zu zeitintensiv: der Kostendruck ist sehr hoch und für diese zusätzliche Leistung wird kein zusätzlicher Verdienst gewährt.

Der Demeterhof Rengoldshausen ist ein Vorzeigebetrieb für artgerechte Milchvieh- Haltung. Die Vorzugsmilch finden Sie jeweils ab Donnerstag in unserem Kühlregal.

Wer glückliche Kühe besichtigen möchte, kann das im Tahlhof bei Heidenheim tun, einem der ältesten bio- dynamischen Bauernhöfe Deutschlands. 35 Kühe leben hier, im Sommer mit Weidegang, im Winter mit Heufütterung von den hofeigenen Wiesen. Die Besamung der Kühe erfolgt durch Natursprung, die Kälber wachsen Muttertiergebunden auf. Die Heumilch vom Talhof und die daraus gewonnenen Produkte erhalten Sie jeweils ab Donnerstag bei uns im Laden.

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