Spätsommerträume

Der warme und trockene Sommer verwöhnt uns weiter mit lauen Nächten und reichhaltiger und früher Ernte: Äpfel und Zwetschgen sind schon Wochen vor ihrer üblichen Zeit reif, Trauben und Kürbisse geben einen Vorgeschmack auf den Herbst und rein von den Geschenken der Natur betrachtet könnten wir schon jetzt Erntedank feiern.

Wie kommt es, dass wir so reich beschenkt werden von einer Natur, die wir oftmals so sehr missachten? Es ist eine krasse Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung von Umweltschäden wie dem Insektensterben, der Mikroplastik- und Glyphosatbelastung unserer Grundwässer, dem Ansteigen der globalen Durchschnittstemperatur und der Plastiküberflutung der Ozeane bei gleichzeitiger überreicher Ernte.

Wir nehmen diese globalen Probleme nur wahr, wenn sie sich direkt und unmittelbar auf uns auswirken: schon die Ernteausfälle in anderen Teilen Deutschlands scheinen weit weg zu sein. Die übervollen Apfel- und Zwetschgenbäume, die herrlichen Kürbisse und die randvollen Nüsse in unserem Garten lassen die dürrebedingten Ernteausfälle der Getreidebauern in anderen Teilen Deutschlands vergessen. Treffen können sie uns dennoch früher oder später, denn nur weil wir dieses Jahr Glück hatten und den ein oder anderen Niederschlag abbekommen haben, könnte uns die nächste Starkregenperiode genauso treffen wie die nächste Trockenheit.

Wir haben mit „unseren“ Getreidebauern gesprochen und alle berichten von zufriedenstellenden Ernten. Die Getreidepreise werden für uns wohl stabil bleiben dieses Jahr: das ist der Lohn für unsere starke regionale Verwurzelung gepaart mit dem Glück der rechtzeitigen Niederschläge in unserer Gegend. Für dieses Glück sind wir besonders dankbar und genießen die frühen herbstlichen Genüsse mit dem Wissen darum, dass sie keineswegs selbstverständlich sind.

 

 

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