Vom Wert der einfachen Arbeit

Wir suchen eigentlich immer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Marktverkauf und ich möchte das zum Anlass nehmen, etwas über die Schönheit dieser zugegebenermaßen manchmal auch harten Arbeit zu sagen.

Wer bei uns auf dem Markt arbeitet ist Teil einer Wertschöpfungskette die von unseren Landwirten über unsere Bäcker bis hin zum Kunden reicht. Alle Prozesse sind sichtbar und transparent: die Anlieferung der Getreide erfolgt über die gleiche Rampe wie die Beladung der Marktautos mit den fertigen Backwaren. Bäcker, Landwirte und Verkäufer treffen hier gelegentlich zusammen und können sich darüber austauschen, welche Backwaren besonders schön geraten sind und ob die Beladung gut war. Im Aufenthaltsbereich trifft man im offenen Büro auf die Verkaufs- und Geschäftsleitung und kann sich dort über alles weitere unterhalten, Bestellungen weitergeben oder Reparaturbedarf melden.

Das schönste an der Marktarbeit aber ist neben dem Geruch des frischen, oft noch warmen Brotes und dem direkten Kundenkontakt die Befriedigung die einen erfüllt, wenn man nur eine Aufgabe hat und diese von Anfang bis Ende selbst macht. Die meisten Menschen arbeiten häufig in fragmentierten Arbeitsabläufen, was das Gefühl des Hamsterrades erzeugt bei dem die Arbeit von anderen begonnen, häufig unterbrochen und für einen selbst ohne sichtbaren Abschluss ist. In solchen Arbeitsprozessen ist man Teil eines Wertschöpfungsstromes, steht aber immer an der gleichen Stelle was ein Gefühl von Ergebnislosigkeit erzeugen kann. Burnout und Boreout sind sichtbare Symptome dieser sinnzerstörenden Art des Arbeitens. Bei der Marktarbeit ist das anders: unsere Mitarbeiter stellen ihre Verkaufsutensilien zusammen, fahren zum Markt, bauen dort auf, verkaufen ihre Ware, bauen wieder ab, fahren nach Hause und entladen das Fahrzeug. Sie spüren, dass sie gearbeitet haben, sie sehen die leeren Kisten die vorher voll waren, sie haben viele kleine Gespräche mit Kunden geführt: sie haben etwas zu Ende gebracht.

Wir achten in unserem Unternehmen sehr darauf, dass unsere Mitarbeiter genau das Gegenteil der im sonstigen Arbeitsleben allgegenwärtigen Fragmentierung erleben. So können wir zum Beispiel die Produktionskapazität in der Backstube nicht über das Maß hinaus erhöhen, das von unserem Team geleistet werden kann. Da unsere Teams ohne Vorarbeiter auf Augenhöhe arbeiten, ist die Größe einer funktionierenden Einheit nicht beliebig zu erhöhen. Uns ist es wichtig, dass die Arbeitsteilung nicht das Gefühl der Vollständigkeit der eigenen Arbeit angreift, deswegen machen immer alle alles. Die Tätigkeiten in unserem Unternehmen mögen verhältnismäßig einfach sein, sie bergen aber eine Seltenheit im heutigen Arbeitsalltag und das ist die Sinnhaftigkeit und Zufriedenheit, die sich daraus ergibt, etwas schaffen zu können. Wir sind der Überzeugung, dass diese Qualität auch in unsere Backwaren einfließt. Und wir wissen, dass sie eine Quelle der Zufriedenheit unserer Mitarbeiter ist.

 

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